Forscher aus Leidenschaft Jagd- und Sammlerleidenschaft samt Reiselust haben Wied zur systematischen Aufzeichnung und ordnenden Darstellung seiner Eindrücke und Erkenntnisse geführt und so zum Forscher werden lassen. Schon nach der Entlassung aus französischer Gefangenschaft begann Maximilian zielstrebig mit geographischen, natur- und völkerkundlichen Studien. Anschauungsobjekte fand er in seiner Sammlung, die er durch Kontakte mit Fachleuten zu ergänzen trachtete. Als einer der ersten wissenschaftlichen Korrespondenzpartner erscheint Ludwig Friedrich von Froriep (1779-1847), der seit 1811 in Weimar lebte und später die Ausgabe eines Teiles der Brasilienwerke betreuen sollte. (Poggendorf 1, Sp. 8 12; Bosch 11/2) Die allgemein
spürbare Bewunderung für Alexander von Humboldt (1769-1859) wirkte vorbildhaft, indem dessen Art
zu reisen auch für Wied zur methodischen Richtlinie wurde. Die
Gründlichkeit seiner Aufzeichnungen übertraf nach heutiger
Meinung sogar noch die des großen Vorbildes (u.a. Krämer
S. 59). Die Würdigung der Forscherleistungen Maximilians durch
Lorenz Oken ( 1779-1851 ) ist viel zitiert worden: In geradezu Humboldtscher Manier hat Wied Ergebnisse aus fast allen Disziplinen der beschreibenden Naturwissenschaften vorgelegt. Aber unübersehbar sind die von ihm gesetzten Schwerpunkte: 1. Entsprechend seinem Werdegang steht die Beobachtung der Tierwelt von Mittelrhein und Westerwald durchaus an erster Stelle. Aus seinen Aufzeichnungen haben die Verfasser von Regionalfaunen reichlich geschöpft: Franz Peter Brahts (1802-1872) aus Neuwied und August Römer (1825-1899) aus Wiesbaden. 2. Schon der Umfang der Sammlungen spricht für eine besondere Vorliebe für Ornithologie. Von den Beobachtungen des Schlangenadlers in den heimischen Revieren bis zur Erstbeschreibung neotropischer und nearktischer Arten reicht die Spannweite der Arbeiten Wieds. 3. Gegen Ende der 1840er Jahre trat die Vogelkunde deutlich hinter der jetzt besonders intensiv betriebenen Ichthyologie zurück. Sie spiegelt sich auch hier im Anwachsen der Sammlung auf ca. 300 Arten, aber auch im intensiven Studium der Fachliteratur, wobei Maximilian seltene, entliehene Werke eigenhändig exzerpiert (= handschriftlich kopiert - Anm. d. Verf.) hat. 4. Daneben bearbeitete er auch die übrigen Wirbeltiere, so daß ihn das "Illustrirte Thierleben" von Alfred Edmund Brehm (1829-1884) wiederholt als Gewährsmann zitiert. Zuletzt erschien noch ein "Verzeichnis der Reptilien" Nord-Amerikas (1865). 5. In der Öffentlichkeit wurde Wied vor allem als Ethnograph bekannt. Er hat das Bild vom Indianer in Europa nachhaltig mitgeprägt, wobei er mit bewundernswerter Unvoreingenommenheit fremden Völkern gegenübertrat und sich vor Überzeichnungen hütete. Er besuchte Völkerschaften in Ostbrasilien und am Missouri, die mitunter schon ein Jahrzehnt später unter dem Zivilisationsdruck wesentliche kulturelle Eigenheiten aufgegeben hatten, so daß die Beschreibungen Wieds von höchstem dokumentarischem Wert sind. Er bemühte sich um Kenntnis ihrer Sprachen und lieferte zum Teil erstmals Materialien zu deutsch-indianischen Wörterbüchern. 6. Als Schüler Blumenbachs, auf den er sich bei der Beschreibung der Botokuden ausdrücklich bezieht, schlug Wied auch den Bogen zur Anthropologie, wie seine Beschreibungen von Schädeln eigens dazu exhumierter Indios zeigen. 7. Auch der Botanik schenkte Wied seine Aufmerksamkeit, führte ein umfangreiches Herbar, brachte tropisches Saatgut nach Europa und notierte alle auffälligen pflanzenkundlichen Beobachtungen. 8. Hinzu kommen zahlreiche Einzelmitteilungen zu landschaftlichen Besonderheiten der bereisten Länder, die noch heute in vergleichender Hinsicht wichtig sind. 9. Von bleibendem Wert und in ihrer Art unerreicht sind die meisten Skizzen, Zeichnungen und Aquarelle, in denen Wied selber oder in seinem Auftrag Karl Bodmer (1809-93) Landschaften, Naturalien und Einheimische festgehalten hat. Der Feldforscher
muß
Die Forscherleistungen des Prinzen sind in der Wissenschaft eindrucksvoll gewürdigt worden, indem über fünfzig Tier- und Pflanzenarten sowie ein Fossil nach Wied benannt wurden. Sogar in volkstümlichen Tiernamen lebt die Forschergestalt weiter, wie in "Wied's Crested Flycatcher" (Myiarchus tyrannulus) und in "Maximilian's Jay" (Gymnorhinis cyanocephalus). Die wissenschaftliche und geschichtliche Leistung des "Erforschers des amerikanischen Kontinents", wie ihn der Naturhistorische Verein der Rheinlande 1863 als Vortragsredner ankündigte, ist in beiden Amerikas überraschend lebendig geblieben. In seiner rheinischen Heimat drohte die Erinnerung zeitweilig zu erlöschen. Wied besaß folgende außerordentliche Mitgliedschaften:
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